Orthopädische Chirurgie

Die orthopädische Chirurgie ist seit jeher ein Schwerpunkt unserer Überweisungspraxis. Unser Angebot ist breit aufgestellt und umfasst arthroskopische, minimal-invasive Eingriffe genauso wie die Versorgung komplizierter Frakturen.

Exemplarisch sind im Folgenden drei Fallbeispiele aufgeführt. Sie zeigen einige der häufigsten Lahmheitsursachen beim Hund und die Behandlungsmethoden, die in solchen Fällen in unserer Praxis zur Anwendung kommen.

Lahmheit bei Hunden – Ursache Kreuzbandruptur

TPLO

Der Kreuzbandriss ist die häufigste Ursache von Lahmheiten der Hintergliedmaße beim Hund und kommt bei allen Rassen und in jedem Alter vor. Als Grund wird in den meisten Fällen eine über längere Zeit fortschreitende Degeneration und Schwächung der Kreuzbänder vermutet. Der Auslöser der Ruptur ist dann meist ein eher geringgradiges Trauma (z.B. Tritt in ein Kaninchenloch), welches in der Regel zu einer akuten, hochgradigen Lahmheit führt.

Mit freundlicher Genehmigung von Johnson & Johnson MedTech

Die Kreuzbänder sind zwei „über-Kreuz-laufende“, im Kniegelenk gelegene Bänder, deren Aufgabe es ist, das Gelenk während der Belastung beim Laufen stabil zu halten. Das üblicherweise von einer Ruptur oder Teilruptur betroffene Band ist das vordere oder auch kraniale Kreuzband. Dieses verhindert in intaktem Zustand u.a. ein Abrutschen des Oberschenkels (Femur) auf dem nach hinten abfallenden Plateau des Unterschenkels (Tibia).

Ist das vordere Kreuzband gerissen, führt dies zu einer Instabilität des Gelenks mit daraus resultierender Lahmheit, Entzündung (Arthritis) und Entwicklung von Arthrose. Es besteht zusätzlich die Gefahr einer Schädigung der Menisken, zweier halbmondförmiger Puffer im Kniegelenk.

Die Behandlung eines Kreuzbandrisses sollte in der Regel chirurgisch erfolgen.

Chirurgische Methode

Bei der Tibial Plateau Leveling Osteotomy, oder kurz TPLO, wird mit einer halbkreisförmigen, oszillierenden Säge das Plateau des Unterschenkels ausgeschnitten (Tibia-Osteotomie), auf eine neutrale Position gedreht und mit einer Spezialplatte fixiert. Die Operation erlaubt somit, aufgrund der prompt wiederhergestellten Stabilität, eine frühzeitige Belastung der Gliedmaße, was gerade für große Hunderassen einen Vorteil darstellt.

So wird, im Gegensatz zu den herkömmlichen Methoden, nicht versucht das gerissene Band zu ersetzen, sondern durch eine Veränderung der Biomechanik eine Stabilität des Kniegelenks auch ohne vorderes Kreuzband ermöglicht.

Prognose

Die Prognose für die vollständige Wiederherstellung einer normalen Belastbarkeit nach der Versorgung eines Kreuzbandrisses mittels TPLO ist generell gut bis sehr gut. Die Verheilung der Osteotomie dauert ca. 8 Wochen. Die Implantate (Platte und Schrauben) werden danach nicht routinemäßig entfernt, sondern verbleiben in der Regel im Patienten. Wir verwenden hierbei winkelstabile Implantate der Firma DePuy Synthes, welche sich durch eine herausragende Stabilität bei minimierter Belastung des Periosts auszeichnet.

Unabhängig von der Operationsmethode ist ein langsames Fortschreiten der Arthrose im Kniegelenk zu erwarten, diese bleibt bei der TPLO jedoch in der Regel geringgradig.

Komplikationen

Meniskusschädigungen können, wie auch bei allen anderen Operationsmethoden, nachträglich auftreten und einen weiteren Eingriff zur Meniskusentfernung notwendig machen.

Komplikationen der TPLO sind selten und können größtenteils durch Einhaltung von Sterilität, sorgfältige OP-Technik und aufmerksame Nachsorge verhindert werden. Treten sie dennoch auf, sind sie zumeist von vorübergehender Natur und umfassen, abgesehen von allgemeinen Problemen wie Infektion und Wundschwellung, vor allem Implantatlockerungen, Patellasehnenentzündungen oder kleinere Frakturen.

Statistisch gesehen besteht im Übrigen beim Hund nach einem Kreuzbandriss ein ca. 50%iges Risiko, dass innerhalb eines Jahres auch das Kreuzband der anderen Seite reißt.

Ellbogendysplasie

Goldstandard-Diagnostik dank Computertomografie und Arthroskopie

Arthroskopie

Die Arthroskopie ist eine minimal-invasive Technik zur bildlichen Darstellung von Gelenken. Hierbei können u.a. Strukturen wie Gelenkknorpel, Gelenkkapsel, Bänder, Sehnen oder die Menisken beurteilt werden.  Neben der Diagnostik von Gelenkerkrankungen werden in unserer Praxis auch arthroskopische Operationen durchgeführt, z. B. bei der Ellbogendysplasie (ED) oder der Osteochondrosis dissecans (OCD). Der Einsatz minimal-invasiver Operationstechniken ist oftmals den konventionellen Operationsmethoden überlegen und führt zu deutlich verminderten Schmerzen und Rekonvaleszenzzeiten.

CT – Computertomographie

Das CT ist ein röntgenologisches Schnittbildverfahren. Im Vergleich zur herkömmlichen Röntgenmethode (2D) lässt sich aus den Querschnittbildern ein dreidimensionales Modell berechnen. Der Vorteil des CTs gegenüber dem Röntgen ist die überlagerungsfreie Darstellung von Knochen- und Weichteilgeweben mit geringen Kontrastunterschieden. (Zur detaillierten Differenzierung möglicher Knorpeldefekte ist eine jodhaltige Kontrastmittelgabe notwendig, welche in den meisten Fällen sehr gut vertragen wird.) Eine Narkose ist für unsere Patienten bei dieser Untersuchungsmethode unumgänglich. Da die Untersuchungsdauer mittels CT jedoch nur wenige Minuten beträgt, verlängert es die Narkosedauer nicht erheblich.

Patellaluxation

Die Patellaluxation ist eine Erkrankung, bei der die Kniescheibe (Patella) des Hundes aus ihrer normalen Position herausspringt. Dies kann zu Schmerzen, Lahmheit und einer eingeschränkten Bewegungsfähigkeit führen.

Es gibt verschiedene Grade der Patellaluxation, von leichter Instabilität bis hin zu einer vollständigen Luxation, bei der die Kniescheibe dauerhaft außerhalb ihrer normalen Position liegt. Die Ursachen für Patellaluxation sind in den meisten Fällen genetisch bedingt oder werden durch Traumata, erworbene Fehlstellungen oder Muskelschwäche verursacht.

Die Symptome einer Patellaluxation äußern sich zumeist in einer typischen Lahmheitsform (Zwischenhüpfer) v.a. beim Übergang vom langsamen Laufen in den Trab. Im späteren Verlauf der Erkrankung kann es in dem betroffenen Kniegelenk zu Knorpelschäden, Arthrosen oder einer sekundären Kreuzbandruptur kommen. In welchen Fällen eine operative Behandlung notwendig ist, hängt u.a. von dem Grad der Luxation und der Stärke der Symptomatik ab.

Diagnose

Die Diagnose kann in der Regel bereits mittels orthopädischer Untersuchung gestellt werden.

Behandlung

Die Behandlung der Patellaluxation hängt vom Schweregrad der Erkrankung ab. In leichteren Graden (1-2) kann eine konservative Behandlung mit Schmerzmitteln, Physiotherapie und Muskelaufbauübungen ausreichen. In schwereren Fällen ist eine Operation erforderlich, um die Kniescheibe dauerhaft in ihren normalen Position zu fixieren und die Stabilität des Kniegelenks zu verbessern. Diese besteht im Wesentlichen aus 2 Schritten: Die Vertiefung des Sulcus intercondylaris, auf dem die Patella physiologischerweise liegt und gleitet, und der Versetzung der Tuberositas tibiae, an welcher die Patellasehne am Schienbein des Tieres ansetzt. Somit kann ein erneutes luxieren nach lateral oder medial verhindert werden.

Es ist wichtig, dass eine Patellaluxation frühzeitig diagnostiziert und behandelt wird, um weitere Schäden am Kniegelenk zu vermeiden.

Zuchttauglichkeitsuntersuchung

Die Beurteilung einer Patellaluxation bezüglich der Zuchttauglichkeit des Hundes darf ausschließlich von zertifizierten Tierärzt*innen durchgeführt werden, die eine entsprechende Weiterbildung absolviert haben. Welche Unterlagen Sie hierfür zu Ihrem Termin mitbringen müssen und alle weiteren Informationen erfahren Sie in unserer Praxis.