Bandscheibenvorfall

Die Bandscheibendegeneration oder Diskopathie ist eine häufig vorkommende Erkrankung der Wirbelsäule beim Hund. Diese kann in der Folge zu einem Bandscheibenvorfall mit resultierenden Rückenschmerzen und Lähmungserscheinungen führen. Die zwei häufigsten Formen des Bandscheibenvorfalls sind die Bandscheibenextrusion (Hansen Typ 1) und die Bandscheibenprotrusion (Hansen Typ 2).

Bandscheibenvorfall T13/L1 (Myelographie)

 

Pathogenese

Von der Bandscheibenextrusion sind klassischer Weise v.a. Dackel, Pekinesen, französische Bulldoggen und andere chondrodystrophe Rassen betroffen. Hierbei degeneriert bereits in den ersten Lebensjahren der Gallertkern der Bandscheibe und verliert an Elastizität, so dass die Pufferfunktion der Bandscheibe gestört ist. Es kann daher zum Zerreißen der Bandscheibenkapsel und Austritt von Bandscheibenmaterial in den Wirbelkanal mit akut einsetzender Symptomatik kommen. Je nach Lokalisation, Art und Umfang des Vorfalls handelt es sich um reine Schmerzsymptome, Ataxien oder Lähmungen der Gliedmaßen mit oder ohne Ausfall des Tiefenschmerzes.
Die Bandscheibenprotrusion hingegen ist ein sich langsam entwickelnder Prozess, bei dem sich die Bandscheibenkapsel aufgrund erhöhter Belastung zunehmend verdickt. Die dadurch resultierende Einengung des Wirbelkanals und der wachsende Druck auf Rückenmark und Nerven bewirken eine zunehmende Muskelschwäche und Koordinationstörung und betreffen zumeist die Hintergliedmaßen bei großen Hunderassen wie z.B. Schäferhunden, Boxern oder Golden Retrievern.
Sonderformen sind u.a. das sogenannte Cauda-equina-Syndrom, auch Lumbosakralstenose genannt, bei dem ausschließlich die letzte Bandscheibe der Lendenwirbelsäule betroffen ist, das Wobbler-Syndrom der Halswirbelsäule beim Dobermann oder die Keilwirbelbildung bei der französischen Bulldogge.

Behandlungsoptionen

Die beste Behandlungsmethode ist bei jedem Patienten individuell nach einer gründlichen Anamnese und neurologischen Untersuchung sowie einer bildgebenden Diagnostik (i.d.R. Myelographie, MRT oder CT) einzuschätzen. Das folgende Flussdiagramm enthält die wichtigsten Kriterien zur Entscheidung, ob und wann eine Operation anzuraten ist:

Obwohl nicht jeder Bandscheibenvorfall chirurgisch behandelt werden muss, ist die Prognose im Falle einer schnellen operativen Entfernung des vorgefallenen Bandscheibenmaterials in der Regel deutlich günstiger als bei der konservativen Behandlung. Die am häufigsten durchgeführte Operation zur Behandlung von Bandscheibenvorfällen der Brust- und Lendenwirbelsäule ist die Hemilaminektomie. Bei Bandscheibenvorfällen der Halswirbelsäule erfolgt zumeist ein sogenannter Ventral Slot. Andere von uns durchgeführte Operationsmethoden sind die dorsale Laminektomie, die partielle Corpektomie oder die Foraminotomie.

Prognose

Die Prognose nach chirurgischer Behandlung eines Bandscheibenvorfalles ist in der Regel gut. Sie richtet sich v.a. nach dem Grad der neurologischen Schädigung zum Zeitpunkt der Operation, z.B. nach dem Vorhandensein des Tiefenschmerzes und der Zeitspanne seit Beginn der Symptomatik. Eine frühzeitige Überweisung dieser Patienten ist also ein wichtiger Aspekt, um die Prognose für diese Fälle zu verbessern. Bei ambulanten Patienten kann es direkt nach der Operation kurzfristig aufgrund der Manipulation des Rückenmarks zu einer Verschlechterung der Symptomatik kommen, die allerdings in der Regel nicht länger als einige Tage anhält. Je nach Schweregrad der neurologischen Schädigung kann es bei nicht-ambulanten Patienten zwischen einigen Tagen und mehreren Wochen (im Extremfall auch mehreren Monaten) dauern, bis wieder eine ausreichende Steh- und Gehfähigkeit erreicht wird. In dieser Zeit kann eine physiotherapeutische Behandlung von großem Nutzen sein.