Laparoskopie: Minimal-invasive Chirurgie

Die laparoskopische Chirurgie, auch bekannt als Schlüssellochchirurgie, ist eine moderne, minimal-invasive Methode zur Durchführung chirurgischer Eingriffe. Diese Technik ermöglicht es, operative Verfahren mit minimaler Gewebeschädigung durchzuführen, was sowohl den perioperativen Schmerzlevel reduziert als auch die Genesung insgesamt beschleunigt. Aus diesen Gründen werden laparoskopische und laparoskopie-assistierte Verfahren auch in der Kleintiermedizin immer beliebter. Unsere Praxis gehört zu den ersten Tierarztpraxen in Deutschland, die diese Operationen standardmäßig anbieten.


Technische Grundlagen

Bei laparoskopischen Eingriffen werden in der Regel zwei bis drei kleine Einschnitte (meist zwischen 0,5-1cm) in der Bauchdecke des Tieres vorgenommen. Über diese Portale werden verschiedene Instrumente, wie zum Beispiel eine hochauflösende Kamera (Laparoskop) und spezialisierte Instrumente (z.B. ein Gerät zur Gefäßversiegelung) in den Patienten eingeführt. Die Kamera überträgt Bilder in HD-Qualität auf einen Vergrößerungs-Monitor, sodass eine optimale Visualisierung der inneren Organe ermöglicht wird und die Operation mit hoher Präzision durchgeführt werden kann.



Vorteile der laparoskopischen Chirurgie

  1. Reduzierte perioperative Schmerzen: Durch die Minimierung der Gewebeschädigung und die Verwendung kleinerer Einschnitte erfahren Tiere in der Regel weniger perioperative Schmerzen im Vergleich zu konventionellen offenen Operationen.
  2. Schnellere Genesung: Die reduzierte Invasivität führt oft zu einer schnelleren Erholungszeit und somit verkürzter Schonzeit. Die Tiere können bereits kurze Zeit nach dem Eingriff entlassen werden und zeigen eine schnellere Rückkehr zu ihrem normalen Verhalten.
  3. Geringeres Risiko von Komplikationen: Die geringere Gewebeschädigung verringert das Risiko von postoperativen Komplikationen wie Infektionen und Wundheilungsstörungen.
  4. Präzisere Eingriffe: Die hochauflösende Bildgebung und Vergrößerung ermöglicht eine detaillierte Visualisierung der anatomischen Strukturen, was die Durchführung komplexer Eingriffe erleichtert.


Welche laparoskopischen Eingriffe werden in unserer Praxis durchgeführt?

  • Ovariektomie / Ovariehysterektomie (Kastration der Hündin)
  • Entfernung von kryptorchiden, intraabdominalen Hoden
  • Minimalinvasive prophylaktische Gastropexie (Fixieren des Magens an der Bauchwand zur Verhinderung von Magendrehungen)
  • Diagnostische Laparoskopie: Zur Untersuchung der Bauchorgane und Entnahme von Biopsien unter Sichtkontrolle
  • Laparoskopische Cholezystektomie (Entfernung der Gallenblasen bei Obstruktionen durch Gallensteine o.a.)
  • Minimal-invasive Reparatur von Zwerchfellsrupturen
  • Laparoskopie-assistierte Verfahren (z.B. Enterektomie, Milzexstirpation)



Fallbeispiele

Laparoskopische Ovariektomie bei der Hündin

Laparoskopische Ovariektomie

Die laparoskopische Ovariektomie ist ein minimal-invasives chirurgisches Verfahren, das bei Hündinnen zur Entfernung der Eierstöcke durchgeführt wird.

Technik und Durchführung

Die laparoskopische Ovariektomie erfolgt in mehreren Schritten:

  1. Anästhesie: Die Hündin wird zunächst sorgfältig klinisch untersucht. Anschließend wird eine sogenannte „Prämedikation“ verabreicht, in der Regel eine Mischung aus einem Beruhigungsmittel- und einem Schmerzmittel. Wenn nach einigen Minuten eine ausreichende Sedation erreicht ist, wird über einen Venenkatheter die Vollnarkose eingeleitet und der Patient wird intubiert. Eine Blutuntersuchung gehört bei allen chirurgischen Eingriffen zu den in unserer Praxis standardmäßig durchgeführten Voruntersuchungen und erfolgt in der Regel in der Zeit, in der die Hündin für die Operation aseptisch vorbereitet wird. Anschließend wird der Patient zur Überwachung der Vitalparameter an moderne Analysegeräte und Anästhesie-Monitore angeschlossen, welche viele verschiedene Werte zur Kontrolle und Steuerung der Narkose messen.
  2. Zugang schaffen: Der Zugang zum Bauchraum erfolgt durch kleine Einschnitte (meist zwischen 0,5 und 1 cm) in der Bauchdecke. In der Regel werden für eine Ovariektomie zwei Zugänge benötigt – einer für die Kamera (Laparoskop) und der andere für die chirurgischen Instrumente.
  3. Insufflation: Der Bauchraum wird unter Druckkontrolle mit Kohlendioxid (CO2) insuffliert, um ihn zu erweitern und eine bessere Sicht auf die inneren Organe zu ermöglichen.
  4. Identifikation der Eierstöcke: Mit Hilfe des Laparoskops können die Chirurg*innen die Eierstöcke identifizieren. Zur besseren Visualisation werden diese von außen temporär mit Haltefäden an der Bauchwand fixiert.
  5. Entfernung der Eierstöcke: Die Eierstöcke werden vorsichtig abgetrennt und entfernt. Dabei kommen spezielle Instrumente zum Einsatz, die eine sichere und schonende Gefäßversiegelung gewährleisten.
  6. Abschluss des Eingriffs: Nach der Entfernung der Eierstöcke wird das CO2 aus dem Bauchraum abgelassen, und die kleinen Einschnitte werden mit Einzelheften verschlossen.

Für wen ist diese Methode geeignet?

Die laparoskopische Ovariektomie kann bei Hündinnen in verschiedenen Altersgruppen durchgeführt werden, jedoch gibt es einige Überlegungen hinsichtlich des optimalen Zeitpunkts. In der Regel wird dieser Eingriff bei jungen Hündinnen empfohlen, idealerweise nach dem ersten Läufigkeitszyklus oder im frühen Erwachsenenalter (zwischen 6 Monaten und 2 Jahren). Dies hat mehrere Vorteile:

1. Reduzierung des Risikos von Erkrankungen

Eine frühzeitige Kastration senkt das Risiko für die Entwicklung von Mammatumoren (Brustkrebs) erheblich. Studien zeigen, dass Hündinnen, die vor ihrer ersten Läufigkeit kastriert werden, das geringste Risiko haben.

2. Ovarial- und Uteruserkrankungen:

Die Entfernung der Eierstöcke eliminiert das Risiko für Erkrankungen der Gebärmutter wie z.B. einer Pyometra (eine potenziell lebensbedrohliche Infektion der Gebärmutter) und für andere ovarielle Erkrankungen (z.B. Polyzystisches Ovarialsyndrom).

3. Prävention ungewollter Trächtigkeiten und Verhindern von Scheinträchtigkeiten

Fazit

Die Entscheidung zur frühen Kastration sollte in enger Absprache mit einer Tierärztin oder einem Tierarzt getroffen werden. Es ist wichtig, individuelle Faktoren wie Rasse, Größe, Gesundheitszustand und das Verhalten der Hündin zu berücksichtigen. Während die Vorteile einer frühen Kastration, wie die Reduzierung des Risikos für bestimmte Krankheiten oder die Verhinderung ungewollter Trächtigkeiten, überzeugend sind, gibt es in seltenen Fällen auch unerwünschte Nebeneffekte, die im Vorhinein bedacht werden sollten. Die Berücksichtigung der spezifischen Umstände jeder Hündin trägt daher dazu bei, die bestmögliche Entscheidung für ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu treffen.